genetische Erkrankungen bei Shelties

Was passiert bei Gentests und welche Krankheiten kommen beim Sheltie vor?

Dem Hund wird vom Tierarzt Blut abgenommen, das wird konserviert und zum Labor geschickt. Dort werden die gewünschten Tests durchgeführt und man bekommt im besten Fall ein positives oder negatives (je nach Krankheit) Ergebnis.

Die Anzahl der Gentests für den Sheltie ist in den letzten Jahren rapide angestiegen und ich bin ein großer Verfechter von sinnvollen Gentests. Eine gewisse Vorsicht im Umgang mit dem Zuchtmanagement ist aber notwendig. Nicht jeder neue Test bedeutet automatisch, dass man alle betroffenen Tiere aus der Zucht nehmen muss. Sorgfältiges Abwägen zwischen der Rassevielfalt und dem neuen Test gehört zum „Tagesgeschäft“ eines seriösen Züchters. Nur um ein Beispiel aus der Maine Coon Zucht zu nennen: Diese große Katzenrasse ist anfällig für Herzerkrankungen (HCM). Hier gab es einen neuen Gentest auf diese Erkrankung. Die Züchter waren sehr froh, endlich etwas tun zu können und begannen zu selektieren. Als einige im Gentest freie Katzen aber begannen zu erkranken, fragten sich die Züchter warum. Kurz darauf fand man heraus, dass es mehrere Genfaktoren für diese Erkrankung gibt und auch ein neuer Gentest wurde veröffentlicht. Pech nun für die Züchter, die sofort alles rigoros selektierten. Sie hatten wertvolle Zuchttiere im besten Wissen ohne großen Effekt ausgemustert.

Bestimmte Erkrankungen sind multifaktoriell, wie beispielsweise die Hüftgelenksdysplasie (HD). Hier spielen einerseits genetische, aber auch umweltbedingte Faktoren mit.

Andere Erkrankungen haben einen autosomal rezessiven Erbgang. Das bedeutet, dass nur betroffene Tiere erkranken und Träger keine gesundheitlichen Einschränkungen haben. Ein Beispiel hierfür ist die Collie Eye Anomaly (CEA).

Die Liste der nachfolgenden genetischen Erkrankungen bezieht sich auf den Sheltie und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weiters heißt es natürlich nicht, dass jeder Sheltie davon betroffen sein muss, sondern nur, dass diese Erkrankungen beim Sheltie vorkommen (und manche davon bei vielen anderen Rassen ebenso).

 

Augenerkrankungen

Collie Eye Anomaly (CEA)

BezeichnungBedeutung
Clear (+/+)frei, kann es auch nicht vererben
Carrier (+/-)Träger, keine Symptome, kann es vererben
Affected (-/-)Tier ist betroffen und hat Symptome

Die CEA ist eine erbliche Augenerkrankung, bei der sich durch eine Entwicklungsstörung die Aderhaut des Auges nicht korrekt entwickelt. Sie ist für die Versorgung der Netzhaut zuständig. Dies kann zu einer Ablösung der Netzhaut und zur vollständigen Erblindung führen.

Sie wird autosomal rezessiv vererbt, allerdings kann die Schwere der Erkrankung variieren. Autosomal rezessiv bedeutet, dass die Vererbung geschlechtsunabhängig erfolgt und die „gesunde Variante“ das krankhafte Gen überlagert. Ein Träger der Krankheit hat keinerlei Symptome, nur reinerbig betroffene Tiere.

Üblicherweise werden die Welpen beim Facharzt für Augenheilkunde (ECVO) darauf untersucht, bevor die Pigmentierung der Augen abgeschlossen ist. Also bis maximal Ende der 8. Lebenswoche.

Der Gentest kann jederzeit durchgeführt werden und ist mittlerweile Standard. Betroffene Shelties sind dadurch sehr selten geworden.

Progressive Retinaatrophie (PRA)

BezeichnungBedeutung
Clear (+/+)frei, kann es auch nicht vererben
Carrier (+/-)Träger, keine Symptome, kann es vererben
Affected (-/-)Tier ist betroffen und hat Symptome

Unter PRA versteht man mehrere Erkrankungen der Augen, die fortschreitende, degenerative Veränderungen der Netzhaut (Retina) hervorrufen. Die erblichen Formen führen zu einer unheilbaren Erblindung.

Im Rahmen der Augenuntersuchung im Welpenalter wird auch auf PRA untersucht. In Österreich müssen Zuchttiere jährlich augenärztlich untersucht werden. PRA entwickelt sich oft erst im späteren Alter.

Es gibt mittlerweile Gentests auf PRA (CNGA1-PRA und BBS2-PRA). Der Erbgang ist bei beiden autosomal rezessiv.

Erkrankungen, die den ganzen Körper betreffen

MDR1-Defekt (MDR1)

BezeichnungBedeutung
Clear (+/+)frei, kann es auch nicht vererben
Carrier (+/-)Träger, keine Symptome, kann es vererben
Affected (-/-)Tier ist betroffen und hat Symptome

Der MDR1-Defekt ist ein Erbdefekt, der zu einem verstärkten (schädlichen) Übertritt von bestimmten Medikamenten, wie Ivermectin, durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn führt. Dabei kommt es zu massiven Vergiftungssymptomen bis hin zum Tod. Ivermectin wird beispielsweise gegen Parasiten (speziell bei Pferden) eingesetzt. Frisst der Hund nun Pferdeäpfel kann dies bei einem betroffenen Hund schon zu Problemen führen.

Der Erbgang ist autosomal rezessiv. Auch dieser Gentest ist Standard.

Von Willebrand Disease III (vWD III)

BezeichnungBedeutung
Clear (+/+)frei, kann es auch nicht vererben
Carrier (+/-)Träger, keine Symptome, kann es vererben
Affected (-/-)Tier ist betroffen und hat Symptome

Die von Willebrand Erkrankung III ist eine Blutgerinnungsstörung, die beim Sheltie auftritt. Es ist die schwerste Form von den von Willebrand Erkrankungen. Dies kann speziell bei notwendigen Operationen zu massiven Komplikationen führen, da die Blutgerinnung nicht „normal“ funktioniert. Bei Verletzungen kann es zu sehr langem Nachbluten kommen.

Der Erbgang ist autosomal rezessiv.

Dermatomyositis (DMS)

BezeichnungBedeutung
low risk0% – 5% Wahrscheinlichkeit an DMS zu erkranken
moderate risk33% – 50% Wahrscheinlichkeit an DMS zu erkranken
high risk90% – 100% Wahrscheinlichkeit an DMS zu erkranken

DMS ist eine Autoimmunkrankheit. Betroffen sind Haut und Muskeln. Es gibt eine genetische Komponente aber die Entwicklung erfolgt typischerweise erst nach einem Umweltauslöser wie einer Impfung, Stress oder einer Virus-Infektion. Erste Anzeichen für DMS sind Verkrustungen und Schuppung der Haut im Gesicht, an den Ohren, an der Schwanzspitze und an den Knochenvorsprüngen der Füße.

Drei Gene wirken hier zusammen und es kann nur ein geringes, mittleres oder hohes Risiko daran zu erkranken identifiziert werden. Wer Interesse an den verschiedenen Genotypen hat, hier gibt es mehr zu lesen.

Degenerative Myelopathie (DM)

BezeichnungBedeutung
Clear (+/+)frei, kann es auch nicht vererben
Carrier (+/-)Träger, keine Symptome, kann es vererben
Affected (-/-)Tier ist betroffen und hat Symptome

Die Degenerative Rückenmarkserkrankung ist langsam fortschreitend und spontan auftretend. Die Symptome treten erst im fortgeschrittenen Alter (8 Jahre oder später) auf und verschlimmern sich. Mit einer Querschnittslähmung ist in der Regel ein Jahr nach Auftreten der ersten Symptome zu rechnen.

Der Erbgang ist autosomal rezessiv.

Gelenkserkrankungen

Hüftgelenksdysplasie (HD)

BezeichnungBedeutung
Afrei/ kein Hinweis auf HD
BÜbergangsform
Cleichte HD
Dmittlere HD
Eschwere HD

In Österreich wird diese Bezeichnung verwendet. In Deutschland wird noch weiter unterteilt in A1, A2, B1, B2, C, D, E. In den USA wird es durch excellent (A1), good (A2), fair (B1), borderline (B2), mild (C), moderate (D), severe (E) ausgedrückt.

Die HD ist eine entwicklungsbedingte und chronisch verlaufende Erkrankung, die den Oberschenkelkopf und die Hüftgelenkspfanne betrifft. Diese sollten in einem bestimmten Winkel (Norberg-Winkel) zueinander stehen und perfekt ineinander greifen. Passen der Kopf und die Pfanne nicht genau zusammen, verursacht dies dem Hund starke Schmerzen. Je nach Schwere der Erkrankung werden die Schmerzen medikamentös behandelt oder das Hüftgelenk operiert und ausgetauscht.

Hier spielen genetische und umweltbedingte Einflüsse eine Rolle. Die genetische Vererbung erfolgt polygen, d.h es sind mehrere Gene für die Erkrankung verantwortlich.

Umweltbedingte Faktoren können die (Über-)Fütterung, die (nicht an das Alter des Welpen angepasste) Bewegung oder auch Verletzungen sein.

Diese Kombination macht es züchterisch leider sehr schwierig die HD „rauszuzüchten“.

Mit frühestens 12 Monaten wird der Hund untersucht. Dabei bekommt er eine Sedierung, damit die Bänder und Sehnen erschlaffen und das Röntgen in der richtigen Position durchgeführt werden kann.

Ellenbogengelenksdysplasie (ED)

BezeichnungBedeutung
ED-0frei/ kein Hinweis auf ED
1geringe ED
2mittlere HD
3schwere ED

Die ED ist eine Fehlbildung des Ellenbogen-Gelenkes und ist der HD in der Entstehung sehr ähnlich. Sie hat genetische und umweltbedingte Ursachen. Als Folge des nicht exakten Zusammenpassens des Gelenks können Gelenksentzündungen entstehen und daraus bilden sich langfristig Arthrosen, die für den Hund sehr schmerzhaft sind.

Die Untersuchung darauf wird gemeinsam mit dem HD-Röntgen unter Sedierung vorgenommen.

Osteochondrosis dissecans (OCD)

BezeichnungBedeutung
frei frei/ kein Hinweis auf OCD
Verdachtmuss näher untersucht werden
vorhandenOCD liegt vor

OCD kann entweder im Ellenbogen- oder im Schultergelenk vorkommen. Es ist eine degenerative Störung der Knorpelbildung und der Verknöcherung des Knorpels. Die normalerweise glatte Gelenkskontur weist einen Defekt auf und eine Knorpelschuppe löst sich ab. Das führt wiederum zu Gelenksentzündungen

Die Untersuchung darauf wird gemeinsam mit dem HD-Röntgen unter Sedierung vorgenommen.

Patella Luxation (PL)

Bezeichnung Bedeutung
Grad 0frei/ kein Hinweis auf PL
Grad 1Patella manuell rausdrückbar, springt selbst zurück
Grad 2Patella bei gestrecktem Gelenk manuell rausdrückbar,
bleibt in der Position
Grad 3Patella ist ständig luxiert und kann manuell zurückgedrückt werden
Grad 4Patella kann nicht mehr zurückgedrückt werden

Bei der Patella Luxation geht es um die Ausrenkbarkeit der Kniescheibe (Patella).

Je nach Stellung der Hinterbeine und der Spannung der umgebenden Sehnen und Bändern kann die Kniescheibe je nach Grad unterschiedlich leicht herausspringen. Die Schwere bemisst sich nach 4 Graden, wobei Grad 0 frei bedeutet.

Die Untersuchung darauf wird ohne Sedierung vorgenommen. Meistens direkt vor oder nach dem HD-Röntgen.